Thursday, April 21, 2016



Vorlesung Nietzsches Wissenschaftsphilosophie                Prof. Dr. Babette Babich
Humboldt Universität                                                                 SoSe 2016

Untersucht wird die Wissenschaftsphilosophie Nietzsches; es geht um das Wesen der Wissenschaft unter dem Blickwinkel der Kunst. In Übereinstimmung mit Nietzsches eigener Zusammenfassung soll auch hinterfragt werden, wie die ehemals sogenannte Wissenschaftstheorie bzw. Wissenschaftsphilosophie gegenwärtig in ihrer fast ausschließlich analytischen Selbstbeschränkung betrieben wird. Letztlich wird Nietzsches Philosophie der Wissenschaft als eine Philosophie von Kunst (im Sinne von Kunstfertigkeit und Technik, aber auch von Kultur und Kreativität) und Leben entwickelt. Indem er Kants Epistemologie sowie seine Wissenschaftsphilosophien radikalisiert, exponiert Nietzsche die Frage der Wissenschaft in kritischem Sinn: Er bringt die Ressourcen der Kunst als eine ihrer selbst bewusste und unschuldige Illusion aus dem ausdrücklich methodologischen Grund in Anschlag und zeigt, dass „das Problem der Wissenschaft [...] nicht auf dem Boden der Wissenschaft erkannt werden“ kann. So brauchen wir eine Kunst des Lesens (passend zu Nietzsches eigener wissenschaftlicher Ausbildung in der Altphilologie), der Auslegung (Hermeneutik), der Betrachtung (Phänomenologie) sowie des Fragens schlechthin; denn nach eigenem Urteil hat Nietzsche die „Wissenschaft zum ersten Male als problematisch, als fragwürdig gefasst“. Gelesen werden Nietzsches eigene Werke dazu, von seinen erkenntnistheoretischen Schriften bis hin zu seinen logisch-theoretischen Schriften, Genealogien, usw.